Katja Köppen ist Gründerin und Chefredakteurin von HOSENMATZ aus Hamburg. Schon vor 16 Jahren hat sie das Elternmagazin ins Leben gerufen. Seitdem hat sich Einiges getan: Sie hat neben dem Printmagazin in den letzten Jahren ihre Website und ihre Social-Media-Kanäle weiter auf- und ausgebaut. Auf Instagram hat sie fast 15.000 Follower.
Wir arbeiten seit fast 10 Jahren mit ihr zusammen und schätzen vor allem den crossmedialen Mix, den sie unseren Kunden bietet. Wie sich ihre Arbeit seit den Anfängen verändert hat, wie sie HOSENMATZ weiterentwickelt und nach vorn gebracht hat, erzählt sie uns heute im Kurzinterview
1. Katja, du bist schon viele Jahre im Verlagsgeschäft tätig. Welche Veränderungen nimmst du am stärksten wahr? Was ist heute ganz anders als noch vor 10 Jahren?
Vor 20 Jahren waren es doch sehr starre Strukturen in meiner Arbeitswelt. Homeoffice lag in weiter Ferne. Als ich HOSENMATZ Magazin vor 16 Jahren gründete, gab es wenige inhabergeführte Verlage und selbstständige Herausgeber. Gerade das Segment „Baby und Kleinkind“ wurde stiefmütterlich behandelt. Es war damals nicht einfach, zwischen den großen traditionellen Verlagen ein neues Medium zu platzieren und bekannt zu machen.
Tatsächlich bin ich in der Hamburger City, Eimsbüttel, Altona und überall sonst in Hamburg und im Umland, wo potenzielle Kunden zu finden waren, mit einem HOSENMATZ Dummie unterwegs gewesen. Ganz klassisch: Türklinken putzen.
2004 war auch Crowdfunding noch kein Alltagsmodell. Mir war es von Anfang an besonders wichtig, mich nicht hoch zu verschulden. So war es für meinen Seelenfrieden perfekt, dass mein Geschäftsmodell nur wenig Investitionen verlangte. Die erste HOSENMATZ-Ausgabe trug sich bereits von allein.
Heutzutage gibt es eine Chance auf größere Entfaltungsspielräume in unserer Branche: Podcasterin, Autorin, Moderatorin, Content Create Manager und und und … Damit steigen aber auch der Leistungsdruck und der Anspruch in unserer Gesellschaft. Die Folge: Wir kriegen Angst – Angst zu scheitern.
Mit Perfektionismus gehen häufig große Versagensangst, Befürchtungen zu scheitern oder Angst vor dem Verlust von Wertschätzung und Ansehen durch Mitmenschen einher. Es zeigte sich, dass junge Werksstudentinnen bei uns extrem ehrgeizig und letztendlich unter teilweise massivem Perfektionsdruck standen, um etwas in dieser prallen Welt voller Perspektiven zu leisten und zu erreichen. Die Social-Media-Kanäle tragen dazu bei: Instagram & Co. zeigen den jungen Erwachsenen überwiegend eine glitzernde perfekte und erfolgreiche Welt, die ihnen verheißt: Alles ist machbar. Tue es. Jetzt!
Ich glaube, mit all den tollen und vielfältigen Möglichkeiten ist es eine viel härtere und schneller drehende Arbeitswelt geworden. Augenblicklich spüre ich aber auch mehr Mut – diese Eigenschaft ist großartig. Generell sollten sich Frauen viel mehr zutrauen! Unter dem Motto „Frauen helfen Frauen“ haben sich zahlreiche Netzwerke gebildet, die Frauen in der Geschäftswelt fördern. Unsere Empathie ist eine unserer stärksten Eigenschaften. Gründerinnen sind auf dem Vormarsch, und das ist gut so.
2. Die Zielgruppe von Hosenmatz sind Eltern mit Kindern zwischen 0 und 10 Jahren. Haben sich die Themenschwerpunkte in den letzten Jahren verlagert?
Oh ja, es geht nicht mehr nur ums Baby und, welche Tapete momentan Trend ist, sondern vor allem auch um die neue Mutter-Rolle. Was Frauen nach der Schwangerschaft wirklich erwartet, ist nach wie vor ein Tabuthema. HOSENMATZ redet offen und ehrlich und frei heraus über diese Zeit. Wie eine Freundin. Und ja, darüber wird meist geschwiegen: Hämorrhoiden, Fehlgeburten, Inkontinenz, Dehnungsstreifen, postnatale Depression. Vor allem für Frauen ist der soziale Druck groß. Kein Wunder, wenn auf Instagram Posts von Frauen die Runde machen, die bereits wenige Tage nach dem Geburtstermin wieder einen makellosen Körper haben und rundum glücklich zu sein scheinen.
Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) hat in einer neuen Studie herausgefunden, dass sich das mentale Wohlbefinden von einem Drittel aller befragten Mütter in den sieben Jahre nach der Geburt eines Kindes substanziell verschlechtert. Die Mütter leiden unter mentalem Stress, stressbedingtem, sozialem Rückzug, depressiven Verstimmungen, Angstgefühlen.
Themen wie das Wohlfühlen in der eigenen Haut und im Dasein sind mir persönlich sehr wichtig. Ich glaube an eine Welt, in der Kinder als Individuen geborgen aufwachsen und Mütter sich selbst lieben und dafür Sorge tragen, dass es ihnen gut geht.
3. Welche Themen kommen bei den Eltern am besten an? Lesen sie weiterhin dein Printmagazin oder informieren sie sich eher online und über deine Social-Media-Kanäle?
Der Mix macht’s! Als eines der ersten „Baby-Magazine“ Hamburgs ist HOSENMATZ längst aus den Kinderschuhen herausgewachsen. Nicht nur die Print-Ausgabe, auch der Online-Auftritt erfreut sich hoher Klickraten und immer größerer Beliebtheit bei der Zielgruppe. HOSENMATZ ist eine Zeitschrift von Frauen für Frauen; mit Herzblut konzipiert, kostenfrei, regional an allen wichtigen Stellen und Orten in Hamburg und Umland zu erhalten, wo junge Eltern und Schwangere sich aufhalten.
Die Printmedien haben es natürlich nicht leicht im digitalen Zeitalter, aber wie mit allem, was einfach Sinn macht und gut ist – es wird überleben. Wir recherchieren und arbeiten eng mit Ärzten, Hebammen, Experten und Institutionen zusammen. Im Print-Magazin setze ich auf die Spezialisierung bestimmter Themen, um die Zielgruppe direkt anzusprechen. Der Streuverlust bleibt gering. Es findet keine Reizüberflutung und Ablenkung statt. Alles, was an aktuellen Informationen, Events und Up-to-date sein soll, gehört ins Netz und wird hier schnell und ebenfalls seriös zur Verfügung gestellt.
Das Wichtigste: Man muss seine Arbeit brennen und sich für das Genre begeistern! Das ist der Antrieb, der einen in die Lage versetzt, erstklassige Arbeit zu machen, sich ständig weiterzuentwickeln und sich nie mit dem Mittelmaß zufrieden zu geben – egal ob im Print- oder Online-Bereich!
Hinterlasse einen Kommentar