Silke Schröckert hält ihr erstes Buch in der HandSilke Schröckert ist Moderatorin, Familien-Journalistin und zweifache Mutter. Sie schreibt für Kinder, Eltern und Großeltern. Ihre Herzensprojekte sind die Portale enkelkind.de und hallo-oma.de. Ihre zweite große Leidenschaft gilt Filmen. Seit letztem Jahr moderiert sie zusammen mit ihrem Ehemann Daniel Schröckert die Sendung Filmgorillas – das Film- und Serienmagazin im ZDF. Jetzt hat sie ihr erstes Buch herausgebracht: „101 Dinge, die in keinem Elternratgeber stehen“. Darin schreibt Silke mit viel Humor unter anderem über die Stimmungsschwankungen in der Schwangerschaft, warum die Hälfte der Erstausstattung gar nicht gebraucht wird und Frauen einfach mehr ihr Bauchgefühl hören sollten!

  1. Silke, wie entstand die Idee, dein erstes eigenes Buch zu schreiben?

Den Wunsch, eines Tages ein eigenes Buch zu veröffentlichen, hatte ich ungefähr mit 8 Jahren das erste Mal. In den Schränken meines alten Kinderzimmers stapeln sich die Manuskripte mit Schreibversuchen. Ich weiß gar nicht, wie viele verschiedene Roman-Ideen ich begonnen habe. Erst per Hand, dann per Schreibmaschine, später am allerersten PC unserer Familie. Nur: Weiter als vier oder fünf Kapitel hat es keiner meiner Protagonisten geschafft. Mal wusste ich nicht, was mein Held als nächstes tun sollte, um sich aus einem Schlamassel zu befreien. Mal hatte ich die handelnden Personen beim Schreiben in so verwirrenden Situationen getrieben, dass ich beim besten Willen keine Ahnung hatte, wie sie da nun wieder rausfinden sollten. Kurz: Ich war gut darin, in meinen eigenen Geschichten Chaos zu stiften – aber ich wusste nie, wie ich es wieder auflösen sollte.

Bei „101 Dinge, die in keinem Elternratgeber stehen!“ ist das anders. Darin geht es zwar auch um sehr viele verwirrende Situationen, um Schlamassel und Chaos (und auch das wird nicht immer aufgelöst!), aber dieses Mal ist das alles echt – keine fiktiven Geschichten, sondern selbst erlebte Situationen, die einem im Elternalltag nun einmal begegnen.

Ich schreibe mittlerweile seit 8 Jahren für verschiedene Elternmagazine und -websites und probiere in meinen Artikeln immer wieder, solche eigenen, kleinen, emotionalen Episoden in meinen Texten unterzubringen, damit sich die Leserinnen und Leser (im besten Fall mit einem Lächeln im Gesicht) mit der Ausgangslage identifizieren können. Als ich nun vom Verlag Junior Medien das Angebot erhalten hatte, unter der Dachmarke Deutschlands ältester Elternzeitschrift „Leben&erziehen“ ein Buch herauszubringen, wusste ich deshalb sofort, dass ich genau diese kleinen, echten Episoden als Sammlung herausbringen wollte. Damit die darin beschriebenen Emotionen nicht mehr das „Nebenprodukt“ eines Artikels sind, sondern im Mittelpunkt der Erzählung stehen. Und ich bin wirklich froh darüber, dass mein erstes eigenes Buch nun eine Sammlung von 101 Mut machenden Episoden ist, die (das hoffe ich zumindest!) vielen Eltern ein (oder sogar 101) Lächeln ins Gesicht zaubert. Die Romanhelden, die in meinem alten Kinderzimmer noch darauf warten, dass ich ihnen ihr Happy End fertigschreibe, können mir das hoffentlich verzeihen.

  1. Welches Kapitel oder Thema liegt dir persönlich besonders am Herzen?

Silke Schröckert mit ihrem Buch "101 Dinge, die in keinem Elternratgeber stehen"Meine Lieblingskapitel sind eigentlich zwei – die sich in Wahrheit grundlegend widersprechen (und damit das Elternsein so wunderbar auf den Punkt bringen).

In Punkt 94 beschreibe ich, warum Mütter meiner Meinung nach die perfekten Projektmanagerinnen sind, die für jede Situation nicht nur einen Plan B, sondern auch einen Notfall-Plan C und einen Not-Notfall-Plan D aus dem Hut zaubern können. Und wenige Seiten später, in Punkt 98, gebe ich zu, dass in Wahrheit nichts perfekt ist, sondern dass ganz viel Verpeiltes, Vergessenes, Verschobenes und jede Menge Mut zur Lücke zu diesem Planungstalent dazugehört.

Perfektion hat im Mama-Dasein einfach nichts verloren. Und ich bin der Meinung, dass es einem selbst und jeder anderen Mutter guttut, genau das nicht nur immer wieder zu sagen, sondern auch zu beweisen. Indem man zum Beispiel offen darüber redet (oder eben schreibt), wie man sich selbst durch dieses ganze einschüchternde „Elternding“ durchwurschtelt. Das Buch ist im Grunde das Gegenteil eines Heile-Welt-Instagram-Mom-Accounts, auf dem man ständig aufgeräumte Kinderzimmer, stilvolle Basteleien und perfekt farblich abgestimmte (saubere!) Kinder-Outfits präsentiert bekommt. Von den 101 Punkten in diesem Buch handeln gefühlt 80 (vermutlich mehr) Geschichten davon, wie etwas schiefläuft in meinem Elternalltag – oder zumindest anders als geplant. Und trotzdem oder gerade deshalb bedeutet das nicht, dass diese Dinge „schlechter“ sind oder weniger richtig. Das ist das große Thema, das sich durch die 101 Kapitel durchzieht, und die Botschaft des Buches, die mir wichtig ist.

  1. Du hast auch Väter als Gastautoren zu Wort kommen lassen. Gab es einen Aspekt aus der männlichen Perspektive, der dich überrascht hat?

Die schönste Überraschung kam von meinem eigenen Mann. Daniel hat für das Kapitel zum Thema Geburt beschrieben, wie er die Geburt unseres Sohnes erlebt hat, was er währenddessen wahrgenommen und hinterher gefühlt hat. Das kann ich wirklich jeder Mutter nur empfehlen: Lasst euren Partner oder eure Partnerin Notizen machen, wie dieses Erlebnis aus seiner oder ihrer Perspektive war! Das im Nachhinein zu lesen, ermöglicht einem eine wirklich beeindruckende neue Sicht auf dieses unvergessliche Erlebnis.

Nachhaltigt beschäftigt mich auch der Beitrag von Marco Krahl, dem Redaktionsleiter der „Men’s Health Dad“, zum Thema Wochenbett – und seiner Erkenntnis, dass er gern früher mehr Zeit mit seinem Baby verbracht hätte, auch schon im Krankenhaus und nicht erst Zuhause. Seither verfolge ich Diskussionen und Beiträge zum Thema Vaterschaftsurlaub mit großem Interesse. Und natürlich hoffe ich, dass der ein oder andere Gastbeitrag auch bei anderen Leserinnen genau das schafft: eine Sichtweise zeigen, die man so vorher noch nicht kannte oder sich nie bewusst gemacht hatte. (Oder vielleicht schon – aber nun noch bestätigt weiß.)

Fotos: (c) Anja Jung