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Vor kurzem hat Mathias Keswani, Geschäftsführer der Online-Marketing-Agentur Nerdindustries eine Diskussion losgetreten. Gegenüber der Welt und Horizont sagte er, er stelle keine Praktikanten mehr ein, weil diese aus der Generation Z kommen könnten. „Wer nach sechs Stunden zum Yoga muss, ist uns keine Hilfe“ – titelte die Welt. Schon in Bewerbungsgesprächen mache er die Erfahrung, dass die die zwischen 1995 und 2010 Geborenen, besondere Ansprüche haben – wie eine Drei-Tage-Woche oder zwei Mal pro Woche um 17 Uhr Feierabend machen, um zum Yoga zu gehen.

Zwischen Work-Life-Balance und hohem Arbeitspensum

Zwei Trainees aus der Unternehmenskommunikation von McCann Worldgroup in Frankfurt meldeten sich daraufhin in einem Leserbrief auf www.pr-journal.de zu Wort. „Yoga machen wir in der Mittagspause, denn wir lieben unsere Arbeit und bleiben dafür auch gerne länger. Unser Job macht Spaß!“ – sagen die beiden. Sie beschreiben, welche Ansprüche sie an ihren Arbeitgeber haben: „Wir wollen lernen, etwas Sinnvolles machen und Freiräume genießen, um uns zu verwirklichen…Dafür bleiben wir auch gerne länger, auch mal 53 Stunden die Woche, wenn es uns Spaß macht und wir nach dem Praktikum auf tolle Erlebnisse und Erfahrungen zurückblicken können. Natürlich sind wir ambitioniert und wollen lernen, dafür muss uns aber auch die Möglichkeit dazu gegeben werden!“

Sie sind das Gegenteil von dem Bild junger Menschen, das Keswani beschreibt. Sie sind hochmotiviert, wollen aber auch Work-Life-Balance und Spaß im Job. Das eine muss das andere ja nicht ausschließen. Es gibt einige Berufseinsteiger, die ambitioniert sind und im Job alles geben, aber eben auch diejenigen, die eine Laissez-faire-Haltung an den Tag legen – komme ich heute nicht, komm ich morgen – so wie es Keswani schildert.

Sich einfach mal durchbeißen

Fest steht: Viele junge Menschen werfen zu schnell das Handtuch, wenn sie sich überlastet fühlen, sind oftmals wenig kritikfähig und gehen unbequemen Dingen gern aus dem Weg. Diese Erfahrung haben wir bei uns in der Agentur in den letzten zehn Jahren auch gemacht. Deswegen kann ich beide Perspektiven gut verstehen: die der Trainees und die von Keswani. Da gab es Werkstudenten und Trainees, die zwar schreiben konnten, dann aber an organisatorischen Dingen gescheitert sind oder umgekehrt. In einer kleinen Agentur sollte jeder Mitarbeiter die komplette Klaviatur der PR-Arbeit beherrschen (lernen). Zumindest dazu bereit sein und zu Beginn auch Arbeiten erledigen, die „unter seiner Würde“ bzw. seinem Niveau liegen. Dazu gehören eben auch mal administrative Aufgaben,  der Einkauf für ein Kundenmeeting, das Austauschen einer Toner-Patrone, Päckchenpacken oder Scannen.

Ansprüche aus Sicht des Arbeitgebers

Klar, es gibt auch ambitionierte junge Berufseinsteiger wie Karin und Eileen, aber oftmals wird ein etwas höheres Arbeitspensum schnell zu viel. Mal länger bleiben, wenn’s brennt? Nein, danke! Mehrere Arbeitsaufträge gleichzeitig führen schnell zu einem hohen Stresslevel. Aber: Das ist das Arbeitsleben! Natürlich soll der Job auch Spaß machen, aber als Arbeitgeber wollen wir auch das Gefühl bekommen: Werkstudenten, Praktikanten oder Trainees unterstützten uns tatkräftig, wollen sich weiterentwickeln, bringen eigene Ideen ein und fragen proaktiv nach, wenn sie nicht weiterwissen. Wir erwarten Zuverlässigkeit, Ehrlichkeit und Respekt. Dafür bieten wir Freiräume, Mitgestaltungsmöglichkeiten und Verantwortung, sobald sie „alleine laufen“ können. Work-Life-Balance ist uns wichtig, weshalb wir flexible Arbeitszeiten und eine 38-Stunden-Woche eingeführt haben. Das klappt prima, denn die Mitarbeiter sind motivierter und konzentrierter. Und am Ende zählen doch die Resultate, nicht die permanente Anwesenheit.

Von Werkstudenten und Trainees

In den vergangenen zehn Jahren haben wir Einiges erlebt. Es gab eine Werkstudentin, die sich von einer auf die andere Woche überlegte, nicht mehr für uns zu arbeiten, weil sie sich das Agenturleben irgendwie anders vorgestellt hatte. Da sie ab und an im Home Office arbeitete, war sie noch im Besitz unseres Agentur-Laptops, den sie dann, anstelle ihn vorbeizubringen, per Post schickte. Ohne Worte! Eine andere kündigte adhoc, weil sie einmal zu oft den Konferenzraum decken und die Kundeneinkäufe erledigen musste. Und dann waren da noch die Trainees, die dem Stress und der konstruktiven Kritik nicht gewachsen waren, sich krank meldeten und letztlich ihr Volontariat vorzeitig abbrachen. Beißt sich denn heute keiner mehr durch?

Wenn wir eines während der letzten Jahre gelernt haben, ist es, offen mit Problemen und Bedürfnissen umzugehen. Das bedeutet aber auch, dass wir Berufseinsteigern ans Herz legen, proaktiv auf uns zuzukommen und nicht zu warten bis sie im Alltagsgeschäft untergehen. Und das sollte nicht so schwierig sein: Wir pflegen flache Hierarchien, sind ein kleines Team von 4-5 Mitarbeitern und die Kommunikationswege sind kurz. Auch wenn wir physisch einmal nicht anwesend sind, so sind wir trotzdem immer per Email oder mobil erreichbar.  Das wissen unsere Mitarbeiter. Und auch, dass sie uns ansprechen können, wenn sie einmal Hilfe brauchen oder nicht weiterwissen.

Vorteile der Generation Z

Was wir als Vorteil anerkennen: Die Generation Z ist mit den digitalen Medien aufgewachsen. Mal eben schnell ein kurzes YouTube-Video drehen und dadurch eine hohe Reichweite generieren? Kein Problem. Posts auf Facebook und Instagram – beherrschen sie aus dem FF. Und eben auch diese Dinge sind wichtig und heutzutage in PR-Agenturen unerlässlich, weil sie zum festen Bestandteil im Kommunikationsmix gehören. Außerdem müssen wir auch sagen, dass wir mit unseren derzeitigen Mitarbeitern Glück haben, denn sie arbeiten zuverlässig, verantwortungsbewusst, effektiv – und sind dazu äußerst selten krank. Man sollte also nicht alle Mitglieder der Generationen Y und Z über einen Kamm scheren.

Nachwuchskräfte ausbilden

Es ist super-wichtig, PR-Nachwuchs auszubilden und ihnen das Handwerk in der Praxis und durch regelmäßige Weiterbildungen zu vermitteln. Praktikanten allerdings setzen wir nicht regelmäßig ein, denn meist müssen sie uns auch schon wieder verlassen, wenn sie gerade mal eingearbeitet sind. Einfach mal PR-Luft schnuppern? Das bringt beiden Seiten nicht viel und ist wenig zielführend. Klar, wir hatten auch schon mal die eine oder andere Praktikantin, aber wir setzen generell auf eine langfristige Zusammenarbeit. Gerade im permanenten Kontakt mit Kunden und Stakeholdern ist Kontinuität wichtig. Daher wissen wir wie wertvoll eine angelernte Kraft sein kann!