Wolfgang Klauke hat vor sechs Jahren Klauke-PR gegründet und ist seitdem selbstständig. Er arbeitet ausschließlich im Homeoffice, was die Betreuung der Kinder beim Homeschooling während der Corona-Zeit erleichterte. Wie er diese Zeit erlebt und wo er die Herausforderungen sieht, erzählt er uns heute im Interview unserer 3-Fragen-an-Reihe:

1. Wolfgang, wie erlebst du diese herausfordernde Zeit gerade im Hinblick auf deine Selbstständigkeit?

Da konnte und kann einem schon angst und bange werden. Quasi alle meine Kunden sind von den Auswirkungen der Corona-Pandemie direkt und teilweise mit massiven wirtschaftlichen Einbußen betroffen. Hinzu kamen bei mir noch zwei Kinder, die plötzlich im Homeschooling deutlich mehr Aufmerksamkeit brauchten. Glücklicherweise war ich einerseits durch mein permanentes Homeoffice zuhause präsent und konnte mir andererseits in den letzten Jahren meiner Selbstständigkeit einen finanziellen Puffer ansparen, so dass ich vergleichsweise entspannt mit diesen Veränderungen umgehen konnte. Aber die Nachrichten von Kunden, Partnern, ehemaligen Kolleginnen und Kollegen, bei denen zum Teil die wirtschaftliche Existenz auf dem Spiel steht, machen mir noch immer schwer zu schaffen.

2. Du hast vor allem Kunden aus dem Eventbereich: Wie geht es hier pr-mäßig weiter?

Zum einen sollte von Unternehmen und Eventprojekten auch – oder sogar gerade – in Krisenzeiten weiter professionell kommuniziert werden. Von daher gibt es immer etwas zu tun – und noch habe ich das Glück, dass keiner meiner Kunden aktuell die Zusammenarbeit reduzieren oder beenden will bzw. muss. Zum anderen wächst im Eventbereich verständlicherweise die Frustration. Es gibt ja bislang keine verlässlichen Aussagen, wann und unter welchen Bedingungen Events, in der Größenordnung wie ich sie betreue, also mit mindestens rund 1000 Besuchern, um wirtschaftlich zu sein, wieder stattfinden dürfen. Dementsprechend werden zwar Tourneen oder Aufführungen geplant und gehen teilweise auch in den Verkauf, aber alle wissen um das Risiko, dass am Ende vielleicht doch alles verschoben oder abgesagt werden muss. Wischi-Waschi-Aussagen, wie „zum jetzigen Zeitpunkt gehen wir davon aus, dass wir 2021 auftreten dürfen“, kann und will momentan niemand mehr hören. Das spiegelt sich auch in den Ticketverkäufen wider. Ein Kunde, der für eine Tour Anfang nächsten Jahres üblicherweise jetzt schon bis zu einhundert Tickets und mehr pro Woche verkauft hat, verkauft jetzt Null bis vier Tickets pro Woche. Viele, die in und von der Eventbranche leben, werden diese Krise wirtschaftlich wohl nicht verkraften können. Hier stehen momentan die so wunderbare kulturelle Vielfalt in unserem Land und zehntausende damit verbundener Arbeitsplätze auf dem Spiel. Das bereitet mir große Sorgen.

3. Was möchtest du anderen selbstständigen PR-Beratern für die nächsten Monate mit auf den Weg geben?

Jede Situation ist anders – und wenn jemanden 50 bis 100 Prozent der Aufträge für dieses Jahr abgesagt wurden, will niemand hören, dass in jeder Krise auch eine Chance steckt. Dennoch glaube ich, dass die Fähigkeiten von PR-Beratern auch künftig gefragt bleiben. Es besteht also berechtigter Grund zur Hoffnung auf bessere Zeiten. Für mich persönlich habe ich in dieser speziellen Krise das Motto eines meiner Kunden übernommen, vorerst hauptsächlich „auf Sicht zu fahren“. Heißt, ich plane zwar weiterhin im Voraus, aber mit vielen verschiedenen möglichen Szenarien und vielen Ungewissheiten. Den Fokus meiner Arbeit lege ich jedoch momentan auf die Gegenwart: Was kann ich jetzt für meine Kunden und auch für mich konkret tun, um die Situation wirtschaftlich oder zumindest emotional zu verbessern.