Anglizismen in der PR„Hast du den Coverage Report schon fertig, welchen Content stellst du heute auf die Page und hast du auch an den Call-to-Action gedacht?“ Hä, wie bitte? Wenn ich diese Fragen einer Praktikantin oder Werkstudentin stellen würde, die gerade erst bei uns angefangen hat, wäre sie restlos überfordert. Auch ich erinnere mich an meine PR-Anfänge vor 12 Jahren. Da muss man sich als Berufseinsteiger erst einmal reinhören, die „denglischen“ Begrifflichkeiten verinnerlichen, um mitreden zu können. Und plötzlich baust du sie wie selbstverständlich in deine Alltagssprache ein und deine branchenfremden Freunde verstehen nur Bahnhof. Anglizismen sind aber nicht nur ein Thema in der PR, sondern eine gesellschaftliche Begleiterscheinung in Zeiten der Globalisierung und Social Media. 2017 gingen 5.000 neue Wörter in den Duden ein. Anglizismen. Das heißt, es geht nicht nur um die Fachbegriffe, die wir in der PR nutzen, sondern auch um einen allgemeinen Sprachwandel.

Zielgruppengerechte Sprache ist das A und O

Einige Begriffe, die wir nutzen, könnte man sicher eindeutschen, andere würden an Bedeutung verlieren. Manchmal muss ich scharf nachdenken, wenn ich „Call to action“ (Handlungsaufforderung) oder  „Backlink“ (Rückverlinkung) für (Neu-)Kunden zurückübersetzen soll. Was meint ihr? Gehört das „Storytelling“ zum „Imponier-Deutsch“ oder zum Fachvokabular eines jeden PRlers? Ebenso könnte man doch „Geschichtenerzählen“ rundum ein Produkt oder eine Marke … Klingt nur nicht so wichtig. Ich versuche zumindest bei kleinen, mittelständischen deutschen Unternehmen Anglizismen dosiert einzusetzen und nachzufragen, ob alles verstanden wurde. Das merke ich ziemlich schnell an der Reaktion meines Gesprächspartners – und dann heißt es verständlich auf „Deutsch“ zusammenfassen, damit die Nachricht auch ankommt. 🙂 Aber wie würdet ihr beispielsweise „Influencer“ übersetzen? Wusstet ihr, dass dieses Wort mit über 20% von einer Jury aus Sprachwissenschaftlern zum Anglizismus 2017 gewählt wurde?

Fazit

Hand aufs Herz: Geht euch das auch manchmal so? Du baust Anglizismen wie selbstverständlich ein, denkst nicht darüber nach bis dich jemand aufmerksam macht. Dann wirst du stutzig und musst selbst erst einmal überlegen: „Wie war das noch mal auf Deutsch?“ Ich versuche mich auf meine Gesprächspartner einstellen, zuzuhören und abzuwägen, wie viele Anglizismen kann ich ihm zumuten? Gefühlt setze ich sie, nicht wie manch anderer Kollege, dosiert ein. Und wenn ich doch einmal über die Stränge schlage, bitte ich, mich zu stoppen. Wichtig ist, gerade bei Journalisten und Kunden, den PR-Sprech etwas zurückzunehmen, um auch verstanden zu werden. Wenn ihr mal einen Anglizismus nicht verstehen solltet, bin ich bei meiner Recherche übrigens auf den Verein Deutscher Sprache e.V. gestoßen, der in seinem Index Licht ins Dunkle des Anglizismus-Dschungels bringt. Sehr spannend! Euch viel Spaß beim “Durchscrollen“ 😉