Ich setze mich bereits seit mehreren Jahrzehnten in der Lehre und Forschung mit dem Thema Bewegung auseinander und habe das Würzburger Bewegungslabor gegründet… Wir untersuchen menschliches Sich-Bewegen, dort, wo es stattfindet (Familie, Spielplatz, Schule, Kindergarten

usw) und testen Bewegungsspielzeug. Besondere Innovationen werden vom Institut für Bewegungsbildung und Bewegungsforschung mit einem Award (Bewegte Innovation) ausgezeichnet.HaraldLangeE-Mobilität

Die durch elektrischen Antrieb ermöglichte Fortbewegung oder Mobilität ist ohne Zweifel ein wichtiges Zukunftsthema. Für Kinder und Jugendliche macht es Sinn altersgerecht darauf vorbereitet zu werden. Mitunter auch ganz lebensnah, indem sie den Umgang mit e-betriebenen Fahrzeugen frühzeitig erlernen und üben. Wenn sie e-betriebene Roller, Skateboards oder Drifter (wie den Turnado von ROLLPLAY) nutzen, dann muss das nicht als Konkurrenz zur durch Muskelkraft betriebenen Fortbewegung aufgefasst werden. Durch den Umgang mit solchen Geräten können Kinder neue Schwung-, Beschleunigungs- oder Gleichgewichtserfahrungen machen und profitieren von diesen Lernfortschritten. Dabei versteht es sich von selbst, dass auch in diesem Feld eine Beschränkung auf ein einziges Fahrzeug nicht ratsam ist. Der Wechsel zwischen Muskelkraft und E-Mobilität bereichert die allgemeine Beweglichkeit. Das Maß dieser Abstimmung muss individuell herausgefunden werden.

Geistige und körperliche Beweglichkeit

Mobilität meint nicht nur die körperliche, sondern vor allem auch geistige Beweglichkeit. Beide Dimensionen sind eng miteinander verbunden. Waren sie schon immer. Jedoch scheint es so, als würde diese Verbindung in Zukunft immer enger. Geist und Körper verschmelzen in der Zukunftsgesellschaft noch mehr miteinander. Dabei geht es um weitaus mehr als um die lateinische Redewendung „mens sana in corpore sano“, die in der verkürzten Übersetzung so viel bedeutet wie die Hoffnung, dass in einem gesunden Körper ein gesunder Geist wohnen möge.

Sichtbar wird die Verbindung in allen Koordinations- und Gleichgewichtsthemen, die im kindlichen Spiel und Bewegen immer mehr Raum einnehmen und sich dort von fein- bis hin zu grobmotorischen Aufgaben erstrecken. In dieser Hinsicht bieten viele e-betriebene Geräte ganz neue Erfahrungs- und Lernmöglichkeiten, die wir vor wenigen Jahren noch nicht kannten.

Technische Errungenschaften

Wie alle Zukunftsthemen ist auch die „Beweglichkeit“ enorm von den technischen Errungenschaften unserer Zeit betroffen: Smartphones, Apps oder elektrische Antriebe wirken dabei durchaus ambivalent. Sie bringen uns einerseits ein beachtliches Maß an Ökonomisierung und helfen oftmals auch dabei körperliche Arbeit oder Aktivität einzusparen. Gleichzeitig bieten technische Fortschritte aber auch ganz neue Formen und Qualitäten von Beweglichkeit bzw. Mobilität.

Einzigartige Bewegungserfahrungen

Das Steuern von Balanceboards durch feine Variationen im Körperschwerpunkt verlangt ein sensibles Körpergefühl. Sobald Kinder in diesem Feld Erfahrungen sammeln und Zusammenhänge erkennen, bauen sie ihr Körpergefühl aus und verstehen es, sich immer feinsinniger fortzubewegen.

Ähnlich verhält es sich bei allen Driftern, die ebenfalls mit elektrischem Antrieb ausgestattet sind. Hierbei geht es nicht um die Fortbewegung an sich (wie z.B. beim Rollerfahren oder beim Fahrradfahren), sondern um das Erreichen des Rutsch- und Drifterlebnisses. Das ist so ähnlich wie beim Eislaufen oder Skifahren, kann aber mithilfe geeigneter Geräte inzwischen bei jeder Wetterlage auf Asphaltflächen erreicht werden.

Ausblick

Wenn e-Mobilität als Zukunftsthema erkannt wird und wir Kinder und Jugendliche sinnvoll auf diese Zukunft vorbereiten möchten, müssen wir entsprechende Lerngelegenheiten und -orte schaffen. Neben pädagogisch fundierten Konzepten zum Einsatz derartiger Geräte (auch in Ergänzung

des bisherigen Bewegungsangebots) benötigen wir genügend Anlagen, auf denen diese Fahrzeuge von Kindern legal gefahren werden können.

Prof. Dr. Harald Lange

Lehrstuhl Sportwissenschaft

Universität Würzburg